Gazing into the distance – In die Ferne blickend – Crosby Beach 2055

Gazing into the distance (deutsche Übersetzung unten)

Statue Number 82: Crosby beach in the year 2055

I’m sure there were a hundred of us once long ago. Now there’s just me, number 82. Where did the others go? Did they creep off while I wasn’t looking? Am I not good enough for them? Didn’t my posture live up to the ideal for gazing into the distance?

We were all strong, I remember that. We had a cast-iron constitution as they say. But our strength was not of the active sort. Not that “man of steel” type who claims to fly around the world righting wrongs. Our job was much more profound. We had to stand there on Crosby beach gazing. Not waiting for an invasion force like Nazi gun boats or hoping to fend off a Viking horde. Just gazing. We didn’t even speak much; well I say “much”, it would have been more truthful to say “at all”

A few clanging thoughts may have flitted through our hollow skulls from time to time, but they couldn’t really be expressed in words, so there wasn’t really anything to say.

I rather liked number 29 on my right, he had a romantic far away look in his eye sockets, but I couldn’t find the right words. Maybe number 29 would have stayed if I had said something? But I’ll never know now. They’ve all gone. Why?

I couldn’t stand number 48 on my left, his attitude was far too stiff. I’m glad he’s gone, but I’d have liked to say “goodbye and thank goodness”. And yet he’s gone too, without a word. Why?

I remember a seagull. Yes that was when we were all here. That seagull was our nemesis it seemed. It kept dive bombing us, especially me, as if we had something for it to eat. Honest! An ice cream cornet or a fish never adorned our lifeless hands, despite its insistence. We weren’t there for that, although, of course, we never knew what we were there for. And that stupid bird kept on coming, pecking at our sockets and investigating our protuberances lower down.

Perhaps he thought that those extensions were juicy worms or something?

But that was 50 years ago. I remember the sea used to lap around our toes in the good old days, when there were 100 of us. But now it regularly washes my solitary chin. My lower protrusion rusted off a few decades ago. I remember when it parted from the rest of me. I think I heard a distant thump and the crazed scream of a passing crab, but I didn’t have the strength to apologize!

Things don’t look good now though. Is it possible for a creature such as me to drown? My lips are rarely dry and my nostrils are often filled with that wretched salty water that deprived me of my manhood? Perhaps my upper protrusion will follow the fate of the lower one? I dodt fikk dat’s fuddy!

And still I gaze into the distance. Am I the only one left carrying out this solemn duty? I think the others left me all on my own on purpose. But maybe they were carried off to some distant shore involuntarily. Maybe the solemn duty of gazing into the distance requires many locations? Maybe I was left here and the others have been posted equally alone on other beaches? Maybe seagulls elsewhere are investigating the holes and protrusions of my former colleagues. Maybe some higher power requires this of us?

Sometimes I stands and finks

And sometimes I just gently rusts . .

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Deutsche Übersetzung

Nummer 82 – Strand bei Crosby im Jahre 2055

Ich bin sicher, dass wir vor langer Zeit einhundert waren. Jetzt bin ich der einzige, die Nummer 82. Wo sind die anderen hingegangen? Sind sie etwa davongeschlichen, während ich irgendwie abgelenkt war? Bin ich nicht gut genug für sie? Hat meine Körperhaltung nicht den Anforderungen entsprochen, um wirklich effektiv in die Ferne blicken zu können? Wir waren alle stark, ich erinnere mich daran. Wir hatten eine gesunde, sogar eiserne, Konstitution, wie man hierzulande sagt. Aber unsere Stärke war nicht aktiv. Wir waren nicht wie der “Mann aus Stahl”, der behauptet, er fliege um die Welt, um Unrecht zu beseitigen. Unsere Aufgabe ging viel tiefer: Wir mussten da an dem Strand bei Crosby stehen und starr blicken. Wir warteten nicht etwa auf eine Invasion von Nazikriegsschiffen, noch sollten wir eine Wikingerhorde abfangen, sondern nur in die Ferne blicken. Wir haben nicht viel miteinander gesprochen – tja, ich sage “nicht viel”, aber eigentlich hätte ich sagen sollen, dass wir gar nicht gesprochen haben. …. Einige klirrende Gedanken sind vielleicht gelegentlich durch unsere hohlen Schädel geflitzt, aber wir konnten sie nicht in Worte fassen , und deshalb gab es wirklich nichts zu sagen.

Ich fand Nummer 29, zu meiner Rechten, ganz sympathisch. Er sah verträumt und romantisch aus seinen leeren Augenhöhlen vor sich hin, aber ich fand nie die richtigen Worte. Vielleicht wäre Nummer 29 hier geblieben, wenn ich etwas gesagt hätte, aber jetzt werde ich es nie wissen. Sie sind alle weg. Warum?

Ich konnte Nummer 48, zu meiner Linken, nicht ausstehen. Seine Haltung war viel zu steif. Ich bin froh, dass er weg ist, aber ich hätte mir gewünscht, ihm “Adieu und Gott sei Dank” sagen zu können. Aber er ist auch weg, ohne ein Wort zu sagen. Warum?

Ich erinnere mich an eine Möwe. Ja, das war als wir alle da waren. Es schien als ob diese Möwe unsere Nemesis wäre. Sie machte immer Sturzflüge auf uns, und auf mich insbesondere, als ob wir etwas hätten, was sie fressen könnte. Aber ehrlich! Kein Eis und kein Fisch haben je unsere leblosen Hände geschmückt. Dazu waren wir nicht da, obwohl wir natürlich nie wussten, wozu wir da waren. Und dieser dumme Vogel kam immer wieder, pickte an unseren Augenhöhlen und prüfte unsere unteren Vorsprünge (Protuberanzen)…. Vielleicht dachte er, dass diese “Extensionen” saftige Würmer wären, oder etwas?

Aber das war vor 50 Jahren… Ich erinnere mich daran, wie die See damals um unsere Zehen plätscherte, als wir einhundert waren. Aber jetzt wäscht sie mein einsames Kinn. Mein unterer Vorsprung ist wegen des Rostes vor Jahrzenten abgefallen – ich erinnere mich an das Ereignis: er löste sich von meinem Körper ab und ich denke, dass ich einen entfernten Knall hörte… und den verwirrten Schrei einer vorbeikriechenden Krabbe! Ich war aber nicht stark genug um mich zu entschuldigen.

Die Aussichten sind jetzt nicht gut. Kann ein Geschöpf wie ich ertrinken? Meine Lippen sind selten trocken und meine Nasenlöcher füllen sich oft mit diesem verflixten Salzwasser, das mir meine Männlichkeit geraubt hat. Vielleicht wird mein oberer Vorsprung das Schicksals des unteren teilen.“ Dadd fidde ich nit komisch!“

Und ich blickte immer noch in die Ferne. Bin ich der einzige, der diese heilige Pflicht wahrnimmt? Ich denke, dass die anderen mich absichtlich mutterseelenallein gelassen haben, aber vielleicht hat man sie zu einem weit entfernten Strand verschleppt, gegen ihren Willen. Vielleicht muss die heilige Pflicht, in die Ferne zu blicken, an vielen anderen Orten wahrgenommen werden? Vielleicht hat man mich hier hinterlassen und die anderen ebenso einsam an anderen Stränden aufgestellt? Vielleicht prüfen Möwen die Löcher und Vorsprünge meiner ehemaligen Kollegen irgendwo anders? Vielleicht ist das die Forderung einer höheren Macht?

Gelegentlich stehe ich in Gedanken verloren … gelegentlich roste ich sacht vor mich hin..

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